ORDEN  DER  GRAUEN  STÄBE
 
JILMAS  DEKONVOLUS
Archivar zu Donnerbach

Geboren in Lowangen wurde Jilmas Dekonvolus als Sohn einer wohlhabenden Künstlerfamilie schon in Kindertagen mit den weniger alltäglichen Dingen konfrontiert. Dies lag vor allem in der strengen Hesindegläubigkeit der Eltern, welche sich als Bildhauer und begnadeter Flötistin besonders in der Gunst Hesindes sahen. Ihre Vermutung war, daß auch Ihr ältester Sproß - wie auch die übrigen Nachkommen - Hesindes Güte erfahren hatte und zögerten nicht, seine besonderen Talente zu ergründen. In der Tat trug das Bemühen Früchte, allerdings in anderer Manier, als es sich die stolzen Eltern gedacht hatten. Hesindes Gabe war in Jilmas, doch zeigte dieser keinerlei Kunstbegabung oder -verständnis. Es war vielmehr der besonders gut ausgeprägte Sinn für logische Zusammenhänge, Zahlenspielereien und die Fähigkeit, Wissen und unbekannte Sachgebiete zu übertragen, und nicht zuletzt kam auch die arkane Begabung des Jungen ans Tageslicht.

Wohl hätten die Eltern es lieber gesehen, Jilmas wäre ein Künstler geworden, so wie sie selbst, doch Hesinde hatte es anders bestimmt und sie wollten sich der ihnen gestellten Aufgabe annehmen. Die Magierakademien zeigten sich nicht uninteressiert, doch eine genauere Untersuchung der Neigungen des Jungen und seiner astralen Matrix offenbarte eine besondere Affinität zur Verständigungsmagie. Der richtige Ort für die Ausbildung schien darum Gerasim zu sein. Und so sollte es also sein! Die arkane Ausbildung zeigte ihre Wirkung und bildete heraus, was sich bereits vorher gezeigt hatte: ein besonderes Gespür und Verständnis für logische Anschauungsweisen und Folgerungen, die sich in der Sprache ebenso wie in der Kunst der hohen Mathematik zeigte. Tatsächlich entwickelte sich in Jilmas Dekonvolus das Bestreben, Kalkulationen und Zahlenbeziehungen, die sich nach bestimmten Vorgaben und Vorgehensweisen erstellen ließen, in anschaulicher Art niederzuschreiben. Eine Vereinfachung der Schreibweise zur kurzen Niederschrift komplexer Sachverhalte.

Es wird deutlich, daß wir es bei dem Archivar mit einem Theoretiker zu tun haben, der trotz der elfischen Einflüsse in Gerasim seiner Linie treu blieb. Intuitive Anforderungen befriedigen den Archivar nicht, zumindest nicht in dem Maße, wie er es von der theoretisierenden Arbeit kennt. Das führt zwar zu rascher Lösung bei Aufgaben und Problemen - was verantwortlich zeichnet für die Erhebung zum Kapitularen - gleichermaßen aber auch zu einer gewissen naiven Weltfremdheit. Diese wird verstärkt durch die Abneigung des Magus, sich in größerer Gesellschaft aufzuhalten.

Seit seiner Aufnahme in den ODL hat sich diese Abneigung verschärft, so daß der Archivar zu allermeist in seiner Kammer über seinen Büchern oder handschriftlichen Notizen brütet. Natürlich richtet sich Magister Dekonvolus nach den Ordensregularien und versäumt es daher auch nicht, den Lesungen oder allgemeinen Übungen nachzukommen. Doch darüber hinaus legt er keinen Wert auf Kontakt zu den Ordensmitgliedern und ist allgemein als verschlossener, schweigsamer Mensch bekannt. Grundsätzlich verichtet der Archivar seine Arbeit gewissenhaft und gründlich. Nicht selten kommen auch Mißverständnisse und mangelnder Austausch in Detailfragen vor, die beide eine Konsequenz aus der Verschlossenheit des Magus sind. Somit leidet die Arbeit des Magus eben doch, da gewisse Dinge wegen fehlender Absprache schon mal auf der Strecke bleiben.




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Brief an den Statthalter Letzter limbischer Applicatus: 2001-04-13, Ariston C. vom Rabenstein
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